Weder vor noch zurück

Ob Bergwandern, Bergsteigen oder Klettern – jeder will neben den positiven Effekten für Körper und Geist auch Spaß haben. Dabei hat jeden seine ganz persönlichen Vorlieben, was einen Spaß macht und was nicht. Manchen bereitet das Austesten von den eigenen Grenzen eine Menge Freude, während Andere den schönen Ausblick auf die Natur fasziniert.

Es geht beim Bergsport vor allem um Spaß

Doch manch Einen fällt es sehr schwer beim Bergsport oder in der Freizeit Spaß zu empfinden. Selbst erzeugter Leistungsdruck zusammen mit zu hohen Erwartungen bremsen die Freude am Wandern ungemein. Dabei neigen viele zur Selbstüberschätzung und bringen sich selbst und damit auch Andere unnötigerweise in Gefahr.

Es geht beim Wandern nämlich nicht darum, etwas außergewöhnliches oder großartiges zu leisten, sondern viel mehr um den Genuss und die Freude, die man dabei empfindet.

Dieser Trend sei, losgelöst vom Schweregrad der Unfälle, in fast allen Bergsportdisziplinen zu sehen. Dies bestätigte die DAV in seiner aktuellen Berg-Unfallstatistik. „Viele Unfälle und Notfälle sind auf die Überforderung der betroffenen Bergsportler zurückzuführen und deshalb vermeidbar.“

Besonders beim Klettern, was sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuen kann, ist die Zahl der Unfälle rasant angestiegen. Das steht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Trend, dass immer mehr Bergsportler, dazu bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen. Dabei geht es eigentlich gar nicht darum.

Schwierige Klettersteige erfreuen sich großer Beliebtheit

Lange und schwere Klettersteige verzeichnen in den letzten Jahren einen großen Anstieg an Beliebtheit. Dementsprechend sind auch häufiger Unfälle gemeldet worden. Der DAV sei aber besorgt, da der Anstieg überproportional ist: Seit dem Jahre 2000 haben sich die Unfallmeldungen pro DAV-Mitglied verdreifacht.

Insbesondere die Anzahl der Rettungen von Unverletzten Sportlern habe besonders stark zugenommen und machen inzwischen über 46% der Meldungen aus. In den letzten 10 Jahren habe sich die Zahl sogar verzehnfacht, was ein recht extremer Anstieg ist.

Eine ehrliche Selbsteinschätzung verhindert Unfälle

Oft rutschen die Betroffenen irgendwo ab und hängen dann voller Angst in den Seilen. Vor allem beim Klettersteigen passiert das übermäßig häufig. Viele erstarren vor Angst und bleiben Handlungsunfähig, bis sie jemand rettet. Das haben die Betroffenen oft nicht erwartet. Das Problem dabei ist, dass sich so mancher, ohne viel Vorerfahrungen, ins Abenteuer wagt und dann kläglich versagt. Der DAV schreibt dazu: „Gerade bei Klettersteigen scheint die Anzahl derer, die den Gesamtanforderungen der Tour nicht gewachsen sind, stark zu wachsen. Die beste Prävention von Unfällen ist deshalb eine ehrliche Selbsteinschätzung.“

Egoismus und Selbstüberschätzung sollten hinten angestellt werden

Zuallererst muss man dazu verstehen, warum viele dazu neigen, ihre eigenen Leistungsfähigkeit so zu überschätzen, dass sie von Anderen gerettet werden müssen. Sie setzen ihre Gesundheit und schlimmstenfalls ihr Leben aufs Spiel. Doch wie kommt es dazu?

Möglicherweise werden viele von falschen Ehrgeiz getrieben. Man müsse es sich beweisen oder man müsse es seinen Freunden und Kollegen beweisen, wozu man alles imstande ist, um sich die Anerkennung und den Status zu sichern.

Eine weiterer Grund für die häufigen Selbstüberschätzungen könnte der Einfluss von Social Media sein. Auf Instagram, Facebook und Co. sieht man Sportler, die eine gefährliche und lange Gebirgstour spektakulär und mit einer Leichtfüßigkeit bewältigen, dass viele denken es sei super einfach. Dabei vergessen sie aber, dass da Profis am Werk sind, die viele Jahre oder Jahrzehnte geübt haben, um es so hinzubekommen, wie in den Videos.

Egoismus und Selbstüberschätzung sollten allen voran hinten angestellt werden. Jeder sollte in der Lage seine Leistungsgrenzen richtig einzuschätzen, ohne sich von seinem Umfeld beeinflussen zu lassen. Vielen ist nicht bewusst, was für fatale Folgen ein Unfall haben könnte und unterschätzen die Risiken drastisch.

Das Problem liegt aber nicht nur bei den Leuten, die sich selbst überschätzen, sondern auch an den Leuten, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Viele haben erkannt, dass es einen Trend für gefährliche Tours gibt und manche verkaufen diese, ohne ausdrücklich auf die Gefahren und Risiken hinzuweisen. Zwar unterschreibt man unter einen schön geschriebenen Anwaltsdeutsch, dass man sich der Gefahren und Risiken bewusst ist, jedoch ist das vielen gar nicht wirklich bewusst.

Ob man das den Anbietern verübeln kann, muss jeder für sich selber entscheiden. Immerhin verdienen sie so ihren Lebensunterhalt und nutzen die Naivität mancher Menschen aus, um Geld zu verdienen. Es ist immer noch die freie Entscheidung jedes Einzelnen, ob er bei den Touren mitmachen will oder nicht.

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